Die Blume des Jahres 2016 war die Echte Schlüsselblume. (Quelle: loki-schmidt-stiftung.de) Das hat sie nicht nur ihres einzigartigen Aussehens, sondern auch ihrer wirkungsvollen Heilkraft zu verdanken, die bereits im Mittelalter sehr geschätzt wurde. Erfahre jetzt, warum die Echte Schlüsselblume so gesund ist, was du beim Sammeln beachten solltest und wie du sie anwendest.
Der lateinische Name Primula veris lässt bereits erkennen, zu welcher Art von Pflanzen die Schlüsselblume gehört: zu den Primelgewächsen. Sie trägt noch viele weitere Namen:
Die Blume sieht mit ihren gelben Blüten nicht nur wunderschön aus, sondern verströmt auch einen intensiven, angenehmen Duft. Dieser zieht auch zahlreiche Insekten an, sodass die Schlüsselblume ein wahres Highlight für Bienen ist.
Zur Blüte kommt es zwischen März und Mai. Somit handelt es sich um einen wahren Frühlingsboten. Für Bienen ist die Echte Schlüsselblume somit eine wichtige Nahrungsquelle!
Wenn du die Schlüsselblume als Heilpflanze verwenden möchtest, bist du vielleicht dazu geneigt, im Frühjahr loszuziehen und ein paar Blüten zu ernten. Doch Vorsicht: Wir raten dir tunlichst davon ab! Neben Deutschland ist die Echte Schlüsselblume noch in vielen weiteren Ländern geschützt. Du darfst sie also weder ausgraben noch Teile der Pflanze ernten. Vor allem im Norden Deutschlands steht der Himmelsschlüssel auf der Roten Liste. Daher zählt die Echte Schlüsselblume zwar zu den Heilpflanzen im Frühling, ernten solltest du sie jedoch nicht.
Da die Wildsammlung der Echten Schlüsselblume verboten ist, stellt sich die Frage: Wie kann ich von der wirksamen Heilkraft der Pflanze profitieren? Da die Schlüsselblume in der Naturheilkunde sehr wichtig ist, gibt es Arzneimittel und Tees aus kontrollierter Wildsammlung. Außerdem lässt sich die Echte Schlüsselblume wunderbar kultivieren.
Du kannst die Schlüsselblume selbst anbauen, indem du ihre Anforderungen an Boden und Standort berücksichtigst. Saatgut gibt es inzwischen in vielen Gartencentern oder online. Beachte: Die Aussaat erfolgt bereits im Vorjahr. Von Oktober bis Dezember hast du Zeit, die Echte Schlüsselblume auszusäen. Im nächsten Frühjahr kannst du mit etwas Glück und Fingerspitzengefühl deine ersten eigenen Schlüsselblumen im Garten oder auf dem Balkon ernten.
Die Primula veris ist in ganz Europa sowie Vorderasien beheimatet. Im äußersten Norden sowie im Süden der Mittelmeerländer triffst du sie allerdings nicht an. Ihr bevorzugter Standort sind sonnige bis halbschattige Raine, trockene Wiesen, lichte Laubwälder und Halbtrockenrasen. Der Boden sollte möglichst kalkhaltig, stickstoffarm, locker, lehmig und humos sein.
Der Himmelsschlüssel ist mehrjährig. Die krautige Pflanze überwintert mit einem kurzen, dicken Rhizom und vermehrt sich dadurch selbst immer weiter. Die Blätter sind eiförmig und weisen grob gezähnte Blattränder auf. Die dunkelgrüne Blattoberseite ist runzelig und mit Pflanzenhaaren bedeckt. Auch die Unterseite der Blätter ist behaart, allerdings hellgrün.
Aus den Blättern geht ein unbehaarter langer Stängel hervor. Daraus sprießen die goldgelben Blüten – sie erinnern an einen Schlüsselbund, woher die Echte Schlüsselblume auch ihren Namen hat. Jede Blüte besteht aus fünf Kronblättern. Zu zwanzigst bilden sie eine Blütendolde.
Erkennen kannst du die Schlüsselblume recht eindeutig. Sie hat ein unverkennbares Aussehen, sodass kaum eine Verwechslungsgefahr besteht. Nur mit der Primula elatior, der Hohen Schlüsselblume, kannst du sie leicht verwechseln. Diese findest du allerdings eher in feuchten Gebieten wie an Fluss- und Seeufern. Die Echte Schlüsselblume hebt sich durch ihren starken Duft und die orangefarbenen, fünfzähligen Flecken am Grund der Kronblätter ab. Außerdem ist der Blattgrund der Echten Schlüsselblume stumpfer.
Bereits im Altertum und im Mittelalter verwendete man die Schlüsselblume gern zu medizinischen Zwecken. Bis heute ist das Wissen um ihre Heilkraft nicht verloren gegangen. Zu diesem Zweck werden sowohl die Blüten als auch die Wurzel verwendet. Doch was macht die Schlüsselblume in der Naturmedizin so beliebt?
Der Frühlingsblüher wird gern bei Atemwegserkrankungen eingesetzt. Er soll Husten lindern können und dazu beitragen, bei Bronchitis den Schleim abzuhusten. Auch bei Nasennebenhöhlenentzündungen mit Schnupfen findet die Schlüsselblume Anwendung.
Doch was verleiht der schönen Frühlingsblume ihre Wirkkraft? Verantwortlich sind Bioflavonoide und Triterpensaponine. Neben diesen Wirkstoffen enthalten die Wurzeln auch Primulaverin. Durch das Trocknen der Wurzeln bildet sich ein Stoff, der Salicylsäure stark ähnelt. Dieser wird aufgrund seiner entzündungshemmenden Eigenschaften sehr geschätzt.
Interessant ist, wie die enthaltenen Wirkstoffe wirken. Die Nervenfasern des Vagusnervs im Gehirn werden durch die Triterpensaponine aktiviert. Dadurch kommt es zu einem Reflex der Bronchialmuskulatur. Das bewirkt, dass selbst festsitzender Schleim gelöst wird.
Die Bioflavonoide haben einen etwas anderen Effekt: Sie aktivieren im Körper den natürlichen Selbstreinigungsmechanismus der Atemwegsschleimhaut. Dies erfolgt über einen recht komplexen biochemischen Vorgang. Das Resultat ist, dass Schleim abtransportiert und die Nase wieder frei wird. Dadurch lässt sich auch der Druckkopfschmerz reduzieren. (Quelle: bionorica.de)
Neben der Wirkung bei Atemwegserkrankungen wurde die Echte Schlüsselblume auch bereits früher schon bei psychischen Verstimmungen eingesetzt. Angstzustände und Nervosität sollen durch die Einnahme abklingen. Außerdem wird der Heilpflanze nachgesagt, schlaffördernd zu wirken. (Quelle: bund-naturschutz.de)
Häufig findet man in der Apotheke Produkte, bei denen mehrere pflanzliche Stoffe kombiniert werden. Die Schlüsselblume wird gern zusammen mit Thymian, Holunder, Eisenkraut, Enzian und Ampferkraut verwendet.
Allerdings kannst du die Schlüsselblume auch pur genießen, um von ihrer vollen Wirkungskraft zu profitieren. Gängig ist ein Tee aus getrockneten Pflanzenteilen. Dieser wird mit heißem Wasser übergossen und muss 10 bis 15 Minuten ziehen.
Herstellen kannst du einen solchen Tee aus selbst gepflückten Schlüsselblumen (natürlich nur aus deinem Garten!). Wenn du jedoch selbst keine Echte Schlüsselblume anbaust, empfiehlt es sich, online oder in der Apotheke nach getrockneten Schlüsselblumenblüten zu suchen.
Auch einige Arzneimittel enthalten die Wirkstoffe der Echten Schlüsselblume. Beispiele dafür sind Bronchipret und Sinupret – zwei Mittel gegen Husten, Bronchitis und Entzündungen der Nasennebenhöhlen.
Hast du bereits Erfahrungen mit der Echten Schlüsselblume machen können? Oder baust du sie vielleicht selbst im Garten an? Wir freuen uns über jeden Kommentar!